Aus dem WWW Armut in Amerika

Ali G.

Well-Known Member
Armut in Amerika

"So schlimm war es noch nie"

Von Marc Pitzke, New York

Die amerikanische Gesellschaft bricht auseinander: Millionen Bürger haben durch die Rezession ihren Job verloren und verarmen, unter ihnen viele Mittelschichtfamilien. Die New Yorkerin Pam Brown hat den Absturz erlebt - über Nacht brach ihre Welt komplett zusammen.

Auf den Schock war sie nicht vorbereitet. "Es war entsetzlich", erinnert sich Pam Brown. "Über Nacht fand ich mich auf der falschen Seite des Lebens wieder. Dass mir so was passieren könnte, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich bin in eine tiefe Depression gestürzt." Brown sitzt im einem Billigrestaurant an der 14. Straße und rührt in ihrem Kaffee für 1,35 Dollar. Mehr bestellt sie nicht - es ist zu spät fürs Frühstück und zu früh fürs Mittagessen.

Sparen muss sie sowieso. Bis Anfang 2009 arbeitete Brown noch als Vorstandsassistentin an der Wall Street, verdiente mehr als 80.000 Dollar im Jahr und wohnte mit ihren drei Söhnen in einer Sieben-Zimmer-Wohnung. Heute ist sie langzeitarbeitslos, muss in einem winzigen Apartment in der New Yorker Bronx hausen und ist nur mit viel Glück nicht obdachlos. "Eins kam nach dem anderen - boom, boom, boom", sagt Brown. "Jedesmal rappelte ich mich wieder auf. Trotzdem trudelte ich immer weiter in den Abgrund." Ihre Stimme bebt. "Ich habe alles getan, was mir Amerika aufgetragen hat. Ich bin zur Schule gegangen. Ich war nie im Gefängnis. Ich habe wunderbare Kinder großgezogen. Und jetzt?" Sie lacht sarkastisch.

Brown ist eine von Millionen Amerikanern, die während der Rezession aus ihrer bürgerlichen Idylle bis an den Rand der Armut gefallen sind - oder darüber hinaus. Viele erleben den Absturz als Demütigung, die zu begreifen ihnen schwerfällt. Aussicht auf Hilfe haben sie keine: Staat und Gesellschaft lassen sie im Stich.

"Diesmal kann es jeden treffen"

Längst jagt die Wall Street wieder neuen Profiten nach. Doch für weite Teile der Nation ist der Mythos von Aufstieg, Eigenheim und Selfmade-Wohlstand auf lange Sicht zerplatzt. Die Mittelklasse, Amerikas Rückgrat, bröckelt - ihr "American Dream" ist ausgeträumt.

Die US-Armutsrate erreichte voriges Jahr 14,3 Prozent, 1,1 Prozent mehr als 2008. Fast fünf Millionen Amerikaner rutschten erstmals unter die Armutsgrenze, die bei einer vierköpfigen Familie unterhalb eines Jahreseinkommens von 22.050 Dollar liegt. Viele erlebten den Absturz aus zuvor relativ guten Kreisen. Die Zahl der Langzeitarbeitlosen steigt weiter. Am stärksten sind Familien mit Kindern betroffen: Jedes fünfte Kind in den USA lebt in Armut.

"Verstehen Sie mich nicht falsch, die Lage war früher schon schlecht genug", sagt Bich Ha Pham, Direktorin des New Yorker Sozialdienstes Federation of Protestant Welfare Agencies (FPWA). "Doch diesmal kann es wirklich jeden treffen."

Im US-Kongresswahlkampf spricht davon keiner. "Die Leute schert es nicht", sagt Curtis Skinner, Familienexperte des National Centers for Children in Poverty. Im "vergifteten politischen Klima" dieser Tage seien neue Staatsausgaben tabu - selbst wenn sie Armen zugutekämen.
So lange ist das gar nicht her, dass auch Pam Brown wenig an diejenigen dachte, die durchs soziale Netz fielen. Auch sie selbst hatte keine Angst davor. "Ich habe mich nicht gekümmert", sagt sie. "Ich hatte keine Ahnung, wie es ist, wenn du nicht mehr frei über dein eigenes Leben bestimmen kannst."

.....
Quelle: Spiegel online

Den ganzen Text gibt es HIER.
 
S

snowgard

Guest
Überrascht mich persönlich nun nicht so sehr.

Solche Berichte gibt es ja bereits seit Jahren zu lesen.

Hier ein gleicher Bericht, nur zwei Monate älter

http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,711867-3,00.html

auch vom 'Spiegel'.


"Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not" ist wohl eher typisch Deutsch?!?!?

Mein Mitleid hält sich auch bei denen in Grenzen, die auf hohem Fuss lebten und nicht in der Lage waren einen Notgroschen auf Seite zu legen.

Solange der "arme" Amerikaner sich immer noch jeden Tag seinen Starbucks-Coffee leisten kann, kann es für diese auch noch nicht sooo schlimm sein.
 

Caloosa

Well-Known Member
"Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not" ist wohl eher typisch Deutsch?!?!?

Mein Mitleid hält sich auch bei denen in Grenzen, die auf hohem Fuss lebten und nicht in der Lage waren einen Notgroschen auf Seite zu legen.

Solange der "arme" Amerikaner sich immer noch jeden Tag seinen Starbucks-Coffee leisten kann, kann es für diese auch noch nicht sooo schlimm sein.

Das fordert mich zu einer Frage heraus: Wieviel Monate überstehst du im Fall einer Arbeitslosigkeit ohne jegliche staatliche Unterstützung?
 

duwo08

Well-Known Member
...mich hat der 1. Antwortbeitrag auch schwer schockiert....!

Ich weiss von Freunden, die drüben leben und der Mann Pilot ist, wie schwierig die Situation dort ist!

Es kann dir von heute auf morgen passieren, das du deinen Job los bist oder z.B. nur noch die Hälte verdienst!
Du hast per sofort z.B. keine Krankenversicherung mehr! Es gibt keine Besitzstandwahrung. Und es ist egal, ob z.B. deine Frau eventuell 1 Woche später ein Baby bekommt und du die Kosten der ENtbindung nun selber tragen musst(...so bei unseren Freunden passiert!!!!)

Selbst die eventuell vorhandene betriebsliche Altersvorsorge ist dann einfach weg....und noch einmal: Du hast dir definitiv nichts zu schulden kommen lassen, hast einen guten Job gemacht usw....!
Tarifgehälter werden aufgrund einer strategischen Insolvenz einer Firma einfah gekippt! Und endweder du arbeitest im gleichen Job weiter und hast eventuell nur noch die Hälfte deines vorherigen Einkommens...oder du gehst komplett!!!
Deine Verpflichtungen aber bleiben....Haus, Auto usw.....und da finde ich den Vergleich mit dem Starbucks-Kaffee doch eher neben der Spur!

Für mich ist es immer wieder einfach unglaublich, wie schlecht das soziale Netz in den USA ist und für wie selbstverständlich wir das unsrige empfinden....!
 

Caloosa

Well-Known Member
Deine Verpflichtungen aber bleiben....Haus, Auto usw.....und da finde ich den Vergleich mit dem Starbucks-Kaffee doch eher neben der Spur!

Für mich ist es immer wieder einfach unglaublich, wie schlecht das soziale Netz in den USA ist und für wie selbstverständlich wir das unsrige empfinden....!

Und natürlich sollte man sich vielleicht mal vor Augen halten, wie hoch das Niveau ist, auf dem gejammert wird. Ich maße mir nicht an, eine Sparquote zu benennen, wenn man 80.000 p.a. in New York verdient. Ich gehe einfach mal so davon aus, dass die nur mehr als sehr gering sein kann... Im Westen Floridas hingegen kann man mit dieser Summe sicherlich ein sehr viel besseres Auskommen haben...
 

Capecoralfan

Well-Known Member
Ich glaube, dass Caloosa mit seinem Starbucks-Coffee-Vergleich einfach nur ausdrücken wollte, dass der Amerikaner an sich weniger auf die hohe Kante legt, und zwar auch zu den Zeiten, wenn es ihm relativ gut geht, und er etwas sparen könnte. Und das sehe ich auch so. Wobei es bei den jüngeren Deutschen mit dem Sparen auch nicht mehr so weit her ist. Habe mal eine Studie gelesen, wonach auch ein hoher Prozentsatz junger in Deutschland lebender Menschen kaum etwas gespart hat, und viele einen oder mehrere Konsumtenkredite bedienen müssen. Gruß, Capecoralfan :001:
 

Mühli

Well-Known Member
Moderator
Ich glaube, dass Caloosa mit seinem Starbucks-Coffee-Vergleich einfach nur ausdrücken wollte, dass der Amerikaner an sich weniger auf die hohe Kante legt, und zwar auch zu den Zeiten, wenn es ihm relativ gut geht, und er etwas sparen könnte. Und das sehe ich auch so. Wobei es bei den jüngeren Deutschen mit dem Sparen auch nicht mehr so weit her ist. Habe mal eine Studie gelesen, wonach auch ein hoher Prozentsatz junger in Deutschland lebender Menschen kaum etwas gespart hat, und viele einen oder mehrere Konsumtenkredite bedienen müssen. Gruß, Capecoralfan :001:



Das war nicht Caloosa :0141:
 

duwo08

Well-Known Member
...dazu möchte ich anmerken:
Wie schwer ist es häufig zu sparen...und wie schnell sind diese Ersparnisse, wenn wirklich kein Geld mehr hereinkommt aufgebraucht.....!
Lege doch mal 400-600 Euro im Monat zur Seite(nur um mal eine Hausnummer zu nennen....)...und sage mir, ob es viele MEnschen gibt, die diese Summe aufbringen können(..."nur" zum Sparen)!
Und dann lass uns den den Hartz 4 - Satz dagegen stellen....der wohlgemerkt zum Leben als unbedingt benötigt zählt, OHNE Miete, Auto usw. hinzuzuzählen.....!
Und wenn dann ein "junger" Mensch, der eventuell gerade eine Familie gegründet hat, seine Arbeit verliert....wie soll der den LEbensunterhalt bestreiten?

Ich sehe bei diesen Berichten eher, wie schnell sich in den USA ein bis eben noch tolles und eher sorgenfreies Leben ändern kann...und zwar ohne das man eine "Null-Bock-Einstellung" an den Tag gelegt hat oder sich etwas hat zu Schulden kommen lassen....sondern einfach so aus dem Leben und der Willkür heraus....
 

Mühli

Well-Known Member
Moderator
Die Deutschen sparen im Schnitt 191€ im Monat.
Habe ich die Tage erst gelesen.Weiss der Geier wo das war.
Selbst wenn man niemals an das angesparte Geld müsste ,so ist dieses im Fall der Fälle doch ruckzuck aufgebraucht.

Wir legen auch jeden Monat etwas zur Seite, aber gehen (und müssen) zwischendurch immer mal wieder an das Geld.Jetzt war es die Waschmaschine.
 

Sepa

Well-Known Member
Bei uns ist in unmittelbarer Nähe eine Lebensmittelausgabe (Kleider und gebrauchte Möbel).
Die Menschenschlange dort wird immer länger.
Ich glaube nicht das die noch irgendwo was sparen können.

Ich weiss --sie bekommen Hartz 4 aber es langt trozdem nicht.
 
S

snowgard

Guest
...mich hat der 1. Antwortbeitrag auch schwer schockiert....!

Dann würde ich Dir nicht empfehlen, in die USA auszuwandern, solltest Du dies jemals vorhaben.

Du findest meinen Vergleich mit dem Starbucks-Kaffee neben der Spur, weil Du den Vergleich nicht verstehst.

Bis Anfang 2009 arbeitete Brown noch als Vorstandsassistentin an der Wall Street, verdiente mehr als 80.000 Dollar im Jahr und wohnte mit ihren drei Söhnen in einer Sieben-Zimmer-Wohnung. Heute ist sie langzeitarbeitslos, muss in einem winzigen Apartment in der New Yorker Bronx hausen und ist nur mit viel Glück nicht obdachlos.

Wahrscheinlich lebt sie jetzt in einem winzigen 1000 m² Apartment?!?!?

Wie kann man mit 80.000 Dollar im Jahr ein Sieben-Zimmer-Wohnung bezahlen?
Und wenn man es dann doch kann, warum kann es nicht eine 5- 4- oder 3 Zimmerwohnung sein?

Ich höre immer nur, dass man in New York sich nicht einmal ein Apartment leisten kann ohne eine WG zu gründen.

Der Bericht klingt für mich nur reisserisch.


duwo08 schrieb:
Ich sehe bei diesen Berichten eher, wie schnell sich in den USA ein bis eben noch tolles und eher sorgenfreies Leben ändern kann...

Vielleicht wäre es für manche ganz gut, dass sie einfach mal einen Gedanken an schlechte Zeiten verschwenden, während ihrem tollen und sorgenfreien Leben?!?!?
 

duwo08

Well-Known Member
Bei diesen Ausführungen stimme ich dir uneingeschränkt zu....!

Ich habe mich in meinen Ausführungen auch nicht auf den Artikel gestützt, sondern eher das eingebracht, was ich tatsächlich aus erster Hand kenne...!
Und klar muss es kein 7 Zimmer Apartment sein....und man kann auch "kleine Brötchen" backen....mir ging es allerdings eher um den grundsätzlichen Gegensatz zu unserem sozialen Umfeld...!
 
S

snowgard

Guest
Die Deutschen sparen im Schnitt 191€ im Monat.
Habe ich die Tage erst gelesen.Weiss der Geier wo das war.
Selbst wenn man niemals an das angesparte Geld müsste ,so ist dieses im Fall der Fälle doch ruckzuck aufgebraucht.

Wir legen auch jeden Monat etwas zur Seite, aber gehen (und müssen) zwischendurch immer mal wieder an das Geld.Jetzt war es die Waschmaschine.

Deutsche sparen wieder etwas mehr

Freitag, 29. Oktober 2010 um 09:04 Uhr Wiesbaden. Mit der anziehenden Konjunktur sparen die Deutschen wieder mehr. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag anlässlich des Weltspartags mitteilte, legten die privaten Haushalte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschnitt 11,5 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zurück. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 11,2 Prozent. In der ersten Jahreshälfte 2008 - vor der Finanz- und Wirtschaftskrise - lag die Sparquote bei 11,6 Prozent.


http://www.nh24.de/index.php?option...ines-aus-der-politik-und-wirtschaft&Itemid=63

Man sollte hier vielleicht eher die 11,5 Prozent betrachten und nicht den statistischen Durchschnitt von 190€.

Wenn also jemand, statistisch gesehen, 80.000 verdient hätte, hätte dieser, statistisch gesehen, ca. 8.800 gespart.

Sollte dieser jemand, statisch gesehen, "niemals" an das Gesparte gehen, könnte dieser jemand, statistisch gesehen, nach ca. 10 Jahren, ca. 1 Jahr ohne jegliches Einkommen auskommen, statistisch gesehen, für die deutsche Sparerrate, ohne das er seine Lebensstandard gravierend ändert.
 
S

snowgard

Guest
Bei diesen Ausführungen stimme ich dir uneingeschränkt zu....!

Ich habe mich in meinen Ausführungen auch nicht auf den Artikel gestützt, sondern eher das eingebracht, was ich tatsächlich aus erster Hand kenne...!
Und klar muss es kein 7 Zimmer Apartment sein....und man kann auch "kleine Brötchen" backen....mir ging es allerdings eher um den grundsätzlichen Gegensatz zu unserem sozialen Umfeld...!



Ich habe mich hier ausschliesslich auf die Artikel bezogen.


Bei meiner letzten Unterhaltung mit einem Deutsch-Amerikaner aus Kenia, lobte dieser das deutsche soziale Netz in höchsten Tönen.
Er bevorzugte trotzdem die USA, weil dort die Chancen eines beruflichen Aufstieges, insbesondere auch für Ausländer, besser gegeben sei, als in Deutschland.
 

MrMagoo

war mal in Florida
Man sollte hier vielleicht eher die 11,5 Prozent betrachten und nicht den statistischen Durchschnitt von 190€.

Wenn also jemand, statistisch gesehen, 80.000 verdient hätte, hätte dieser, statistisch gesehen, ca. 8.800 gespart.

Sollte dieser jemand, statisch gesehen, "niemals" an das Gesparte gehen, könnte dieser jemand, statistisch gesehen, nach ca. 10 Jahren, ca. 1 Jahr ohne jegliches Einkommen auskommen, statistisch gesehen, für die deutsche Sparerrate, ohne das er seine Lebensstandard gravierend ändert.

Das ist aber schön gerechnet.
Vergessen wird, dass $80k sicherlich Brutto ist. Die Deutsche Sparquote von 11,x% auf das Nettoeinkommen berechnet wird.
...in den ersten sechs Monaten dieses Jahres im Durchschnitt 11,5 Prozent ihres verfügbaren Einkommens zurück...

Nimmt man den Vergleich = Deutsches Durchschnittseinkommen ca35000€uro/Jahr (Quelle: Daten aus 2005) und die Sparquote 11,5% sind (ohne Zinsen) 4025€/Jahr Sparsumme möglich. Damit könnte ich persönlich keine drei Monate (ohne zusätzliche Sozialleistungen) überleben. Damit komme ich auch nach einem Jahr sparen nicht viel weiter als der durchschnittliche Amerikaner ohne Gespartes.

Wobei ich Dir allerdings recht gebe ist diese $80.000/p.a. Einkommen und 7Zimmer Apartment in NY -Geschichte, dass halte ich auch nicht für möglich.
 
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