Intro übernimmt die Mehrheit an LTU International Airways
Der deutsche Flugmarkt kommt in Bewegung. Die von Hans Rudolf Wöhrl kontrollierte Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Intro übernimmt 60 Prozent des Düsseldorfer Freizeitfliegers LTU. Das in Franken angesiedelte Unternehmen Intro hält bereits 59,9 Prozent der Münchner DBA. Neben dem neuen LTU-Mehrheitsgesellschafter behält die Rewe ihre 40-Prozent-Beteiligung.
Hans Rudolf Wöhrl war bisher äußerst zurückhaltend bei der Investition in größere Fluggesellschaften. Die Verhandlungen über den Einstieg bei der LTU hat er trotzdem generalstabsmäßig und mit äußerster Verschwiegenheit voran getrieben. Das hat gute Gründe: Der Markenname LTU ist schließlich ein unvergleichliches Juwel in Deutschland. Seit 51 Jahren gibt es diese Marke und bei ungestützten Befragungen taucht sie stets ganz weit vorn auf. Womöglich hat das den Ausschlag für eine Finanzbeteiligung gegeben, die den Grundstock für einen neuen deutschen Airline-Verbund legt.
Der heutige Schritt bedeutet eine sinnvolle Verschränkung beider Fluggesellschaften. Die Streckennetze von DBA und LTU ergänzen sich. Während die DBA im Inland stark ist, glänzt die LTU mit Europa- und Fernflügen. Zu letzteren dürfte es nun DBA-Zubringerdienste, eventuell sogar mit Code Sharing, geben. Wöhrl erwartet durch die enge Abstimmung der Netze und Flugpläne beider Airlines eine Effizienzsteigerung von 100 Mill. Euro.
Ursprünglich hatten die Düsseldorfer vor, selbst in das City-Shuttle-Geschäft ab ihrem Heimatflughafen einzusteigen. Dabei weht ihnen der Wind der Wettbewerber kräftig ins Gesicht. Air Berlin, Lufthansa und Co wollen sich am größten Flughafen Nordrhein-Westfalens nicht vom rot-weißen Freizeitflieger die Butter vom Brot nehmen lassen.
Die DBA hatte bereits früher einmal, als sie noch Deutsche BA hieß, Zubringerdienste für die Fernflüge der LTU ab Düsseldorf und München unternommen. Dies könnte nun schnell wieder aufleben, musste die LTU bisher zwangsläufig auf teure Zubringerdienste des Konkurrenten Lufthansa zurückgreifen. Allerdings bedarf es mehr zeitlich abgestimmter Zubringer aus anderen Städten nach Düsseldorf, statt nur ab München Hamburg, Berlin-Tegel und Nürnberg. Mit solchen Routen ist die DBA noch ein deutlich schwächerer Partner als die Lufthansa.
Die LTU hat seit Jahren keine substanziellen Gewinne erzielen können und nur durch Bürgschaften des Bundeslands Nordrhein-Westfalen und des Gesellschafters Rewe die Flügel nicht strecken müssen. Ein Einstieg dort ist also durchaus mit Risiken verbunden. Umso mehr freut sich LTU-Geschäftsführer Jürgen Marbach auf den neuen Hauptgesellschafter: "Die Lösung ist ideal. Wir haben immer einen strategischen Partner gesucht."
Ob Lutz Helmig, der durch den Verkauf der Helios-Kliniken mehr als eine Milliarde Euro erlöst hatte, das LTU-Geschäft im Hintergrund finanziell absichert, bleibt zunächst offen. Erst Anfang dieser Woche war Helmig als neuer 25,1-Prozent-Gesellschafter der DBA vorgestellt worden. Mit frischem Kapital im Rücken kann die DBA offenbar einen großen Sprung nach vorn machen und durch Größe eine bessere Position im europäischen Wettbewerb aufbauen.