Panama City/USA (AP) Trotz filmisch dokumentierter Misshandlung eines Jugendlichen in einem US-Erziehungslager sind sieben ehemalige Aufseher und eine Krankenschwester von einer Schuld an dessen Tod freigesprochen worden. Das Urteils löste heftige Proteste aus. Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude in Panama City im US-Staat Florida brandmarkten die vom Vorwurf des Totschlags Freigesprochenen als Mörder. Justizbeamte auf Staats- und Bundesebene kündigten eine Überprüfung der Entscheidung an.
Die Verteidigung erklärte, die Aufseher hätten geglaubt, dass sich der Junge vor den Übungen drücken wolle. Sein Tod sei die Folge einer vorher nicht diagnostizierten Bluterkrankung gewesen, die bei körperlichem Stress den Sauerstofftransport im Körper behindere. Dem schlossen sich die Geschworenen nach nur 90-minütiger Beratung an.
Die Mutter des Jungen schrie auf, das Urteil sei ungerecht. Ihr Anwalt Benjamin Crump sagte: «Wenn man einen Hund tötet, kommt man ins Gefängnis. Wenn man einen schwarzen Jungen tötet, passiert nichts.»
Der Fall hat in Florida eine hitzige Debatte über Erziehungslager für jugendliche Straftäter sowie über möglichen Rassismus in den Boot Camps ausgelöst. Nach dem ungewöhnlich schnellen Urteil der ausschließlich weißen Geschworenen folgte ein weiterer Sturm der Entrüstung. «Nur 90 Minuten Beratungen über das Leben eines Kindes», kritisierte die demokratische Senatorin Frederica Wilson, dies sei «rassistisch, diskriminierend und verbohrt».
Einer früheren Staatsanwältin aus Miami zufolge dürften die Anklagebehörden des Staats Floridas und das Bundes nun prüfen, ob die Aussagen der Angeklagten bei ihren Verhören wirklich vollständig und glaubwürdig waren. Letztlich könnte dann auf Bundesebene eine Anklage eingereicht werden, bei der die mögliche Verletzung von Bürgerrechten im Mittelpunkt stünde. Die Verteidigung hielt dem entgegen, dass die medizinischen Fakten im vorliegenden Fall für sich sprächen.
In einem Zivilverfahren hat sich der Staat Florida bereits mit der Familie des Jungen auf die Zahlung von fünf Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) Entschädigung geeinigt.
© 2007 The Associated Press.
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Der 14-jährige Martin Lee Anderson wurde im Januar 2006 wegen Diebstahls in das sogenannte Boot Camp eingewiesen, das wie ein militärisches Trainingslager geführt wird. Auf einem 30-minütigen Video war zu sehen, wie Aufseher den Jungen schlugen und traten, nachdem er bei Laufübungen zusammengebrochen war. Die Männer zwangen ihn dann, zur Wiederbelebung Ammoniak zu inhalieren, wobei die Krankenschwester zusah. Der Junge starb einen Tag später im Krankenhaus.Die Verteidigung erklärte, die Aufseher hätten geglaubt, dass sich der Junge vor den Übungen drücken wolle. Sein Tod sei die Folge einer vorher nicht diagnostizierten Bluterkrankung gewesen, die bei körperlichem Stress den Sauerstofftransport im Körper behindere. Dem schlossen sich die Geschworenen nach nur 90-minütiger Beratung an.
Die Mutter des Jungen schrie auf, das Urteil sei ungerecht. Ihr Anwalt Benjamin Crump sagte: «Wenn man einen Hund tötet, kommt man ins Gefängnis. Wenn man einen schwarzen Jungen tötet, passiert nichts.»
Der Fall hat in Florida eine hitzige Debatte über Erziehungslager für jugendliche Straftäter sowie über möglichen Rassismus in den Boot Camps ausgelöst. Nach dem ungewöhnlich schnellen Urteil der ausschließlich weißen Geschworenen folgte ein weiterer Sturm der Entrüstung. «Nur 90 Minuten Beratungen über das Leben eines Kindes», kritisierte die demokratische Senatorin Frederica Wilson, dies sei «rassistisch, diskriminierend und verbohrt».
Einer früheren Staatsanwältin aus Miami zufolge dürften die Anklagebehörden des Staats Floridas und das Bundes nun prüfen, ob die Aussagen der Angeklagten bei ihren Verhören wirklich vollständig und glaubwürdig waren. Letztlich könnte dann auf Bundesebene eine Anklage eingereicht werden, bei der die mögliche Verletzung von Bürgerrechten im Mittelpunkt stünde. Die Verteidigung hielt dem entgegen, dass die medizinischen Fakten im vorliegenden Fall für sich sprächen.
In einem Zivilverfahren hat sich der Staat Florida bereits mit der Familie des Jungen auf die Zahlung von fünf Millionen Dollar (3,4 Millionen Euro) Entschädigung geeinigt.
© 2007 The Associated Press.