Tom
Florida-Beginner
Heute erst habe ich erfahren, was meinen ersten Boss passiert ist. Er lebt mittlerweile schon ein paar Jahre in dt. und unser Kontakt ist leider, im laufe der Jahre, abgebrochen. Ein sympatischer Mensch und wirklich ohne jeden Hinterhalt. Scary story!
Dienstag, 23. Jun, 07:44 Uhr
Pfalz: Speyer
Vier Tage in Todesangst
Von Michael Grohmann
SPEYER. In vier Tagen um Jahre gealtert zu sein scheint James W. Amburn, in Speyer lebender Deutsch-Amerikaner und Chef der Firma „Digitalglobalnet“. Noch deutlich unter dem Eindruck der Ereignisse stehend, schilderte er gestern seine Version der Entführung am vergangenen Dienstagabend und die Befreiung aus seinem Kellergefängnis in dem Dorf Hart bei Traunstein durch ein Polizeieinsatzkommando am Samstag um 4 Uhr früh.
Amburn hatte am Dienstag nach einem Gaststättenbesuch in der Speyerer Innenstadt gegen 21 Uhr seine Wohnung in der Maximilianstraße aufgesucht und wollte gerade aufsperren, als ihn zwei Männer überfielen, die sich im Treppenhaus versteckt und auf ihn gewartet hatten. Es handelte sich um einen 74-jährigen ehemaligen Bauunternehmer aus Bayern und einen 60-jährigen US-Bürger, mit denen Amburn schon seit zwölf Jahren Anlagegeschäfte mit Immobilien in den USA machte. Der 60-Jährige hielt ihn fest und der andere begann, auf ihn einzuschlagen, berichtet Amburn. So brutal, dass zwei rechte Rippen brachen und er schließlich aus Augen, Nase und Mund blutete. Dann begannen die Peiniger ihr Opfer zu fesseln und zu knebeln. „Die haben mich mit einem silbernen Industrieklebeband eingewickelt wie eine Mumie! Nur die Nase blieb zum Atmen frei“, erinnert sich Amburn mit Schaudern.
Die Entführer luden den Speyerer Firmenchef in eine mitgebrachte Pappkiste, schleppten sie ins Freie und transportierten sie seelenruhig mit einem Sackkarren zu ihrem in der Nähe geparkten Auto, einem Audi A 8. Dann stopften sie Amburn nach dessen Darstellung in den Kofferraum und brausten davon. Nach sechs Stunden endete die Fahrt in einer Garage: „Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Sie haben mich in einen Keller gebracht, ich musste mich ausziehen, dann andere Kleider, die sie aus meiner Wohnung mitgenommen hatten, anziehen. Hausschlüssel, Autoschlüssel, Pass und Geldbeutel haben sie mir abgenommen!“ Das Kellerverließ hatte eine Toilette und ein vergittertes Fenster, das von außen verrammelt war, so dass der Gefangene nie wusste, ob es Nacht oder Tag war.
Am Mittwoch gegen 16 Uhr holten ihn die Entführer heraus. Der 74-jährige, dessen 79-jährige Frau, der Amerikaner und ein Arztehepaar, das später dazu kam, eröffneten ihre Forderungen. Amburn sollte insgesamt drei Millionen Euro herausrücken, sonst „wird es für Sie böse ausgehen“. Wie der Speyerer Geschäftsmann beteuert, entbehren die Summen jeder Grundlage. Gleiches gelte für die Behauptung, er habe in der Schweiz einen zweistelligen Millionenbetrag deponiert. Die Täter hätten seit Jahren über ihn Schwarzgeld in US-Immobilien angelegt und satte Gewinne eingestrichen. Bis dann der Immobilienmarkt zusammenbrach.
Ständig mit dem Tode bedroht, unterschrieb Amburn nach eigenen Worten eine Art Schuldanerkenntnis. Er sollte unverzüglich per Fax-Auftrag dafür sorgen, dass das Geld überwiesen werde. Telefonieren durfte er nicht. Um Zeit zu gewinnen, sandte er das Fax an die Adresse eines Schweizer Treuhänders, von dem er wusste, dass dieser verreist war. Aber die Entführer ließen ihn nicht, wie gehofft, frei. Als vom Treuhänder am Donnerstag keine Reaktion erfolgt war, wurden die Entführer wütend.
In seiner Not bot Amburn 75.000 Euro an, die auf einem anderen Schweizer Konto liegen würden. Auf sein Fax hin, rief die Bank zurück: Die Überweisung gehe in Ordnung, aber das Geld könne frühestens am Montag da sein. Die Entführer beharrten auf ihrer Drei-Millionen-Forderung und setzten Amburn am Freitag erneut unter Druck. Wenn das Geld bis 15 Uhr nicht komme, „dann bringen wir dich um“. Amburn schrieb daraufhin an einen Schweizer Bankmann ein Fax: „Sell Call POL.ICE“. Glücklicherweise fiel die verschlüsselte Botschaft (Police = Polizei auf englisch) den Entführern nicht auf. Der Banker rief prompt zurück. Er könne mit dem Fax nichts anfangen. Amburn, immer argwöhnisch bewacht, bat ihn inständig, den Auftrag auf Englisch zu lesen. Da fiel in der Schweiz der Groschen.
In Erwartung der erpressten Summe, gestatteten die Entführer ihrem Opfer eine Zigarrettenpause auf dem Balkon. Die nutzte der in strömendem Regen zur Flucht. Hilfeschreiend lief er durch die Straße, verfolgt von dem 74-jährigen und dem Amerikaner. Ein Nachbar sah ihn, doch die Verfolger riefen dem zu, er solle Amburn festhalten, er sei ein Einbrecher. So endete der Fluchtversuch wieder im Keller. Und Amburn war sich jetzt 100 Prozent sicher, dass er so gut wie tot war.
Um vier Uhr morgens dann plötzlich Motorengeräusche, splitterndes Glas, Stimmengewirr. Zwei Minuten später entdeckten Beamte des eingedrungenen 40 Mann starken Polizei-Einsatzkommandos aus München Amburn in seinem Gefängnis. Über die Faxnummer hatte die Polizei die Adresse ermittelt. Nachdem Freunde Amburn am Freitag in Speyer als vermisst gemeldet hatten, war den Fahndern klar, dass ein Verbrechen vorliegen müsse.
Amburns innere Anspannung löste sich zunächst in einem Weinkampf. Dann kam er nach Traunstein zur Untersuchung in die Klinik und schließlich nach Hause. Dort bangt er jetzt weiter um sein Leben. Die Täter seien zwar in Untersuchungshaft. Aber der 74-jährige habe ihm mit russischen Mördern gedroht. „Der meint das ernst“, fürchtet der Speyerer, „todernst!“
rheinpfalz.de
Pfalz: Speyer
Vier Tage in Todesangst
Von Michael Grohmann
SPEYER. In vier Tagen um Jahre gealtert zu sein scheint James W. Amburn, in Speyer lebender Deutsch-Amerikaner und Chef der Firma „Digitalglobalnet“. Noch deutlich unter dem Eindruck der Ereignisse stehend, schilderte er gestern seine Version der Entführung am vergangenen Dienstagabend und die Befreiung aus seinem Kellergefängnis in dem Dorf Hart bei Traunstein durch ein Polizeieinsatzkommando am Samstag um 4 Uhr früh.
Amburn hatte am Dienstag nach einem Gaststättenbesuch in der Speyerer Innenstadt gegen 21 Uhr seine Wohnung in der Maximilianstraße aufgesucht und wollte gerade aufsperren, als ihn zwei Männer überfielen, die sich im Treppenhaus versteckt und auf ihn gewartet hatten. Es handelte sich um einen 74-jährigen ehemaligen Bauunternehmer aus Bayern und einen 60-jährigen US-Bürger, mit denen Amburn schon seit zwölf Jahren Anlagegeschäfte mit Immobilien in den USA machte. Der 60-Jährige hielt ihn fest und der andere begann, auf ihn einzuschlagen, berichtet Amburn. So brutal, dass zwei rechte Rippen brachen und er schließlich aus Augen, Nase und Mund blutete. Dann begannen die Peiniger ihr Opfer zu fesseln und zu knebeln. „Die haben mich mit einem silbernen Industrieklebeband eingewickelt wie eine Mumie! Nur die Nase blieb zum Atmen frei“, erinnert sich Amburn mit Schaudern.
Die Entführer luden den Speyerer Firmenchef in eine mitgebrachte Pappkiste, schleppten sie ins Freie und transportierten sie seelenruhig mit einem Sackkarren zu ihrem in der Nähe geparkten Auto, einem Audi A 8. Dann stopften sie Amburn nach dessen Darstellung in den Kofferraum und brausten davon. Nach sechs Stunden endete die Fahrt in einer Garage: „Ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Sie haben mich in einen Keller gebracht, ich musste mich ausziehen, dann andere Kleider, die sie aus meiner Wohnung mitgenommen hatten, anziehen. Hausschlüssel, Autoschlüssel, Pass und Geldbeutel haben sie mir abgenommen!“ Das Kellerverließ hatte eine Toilette und ein vergittertes Fenster, das von außen verrammelt war, so dass der Gefangene nie wusste, ob es Nacht oder Tag war.
Am Mittwoch gegen 16 Uhr holten ihn die Entführer heraus. Der 74-jährige, dessen 79-jährige Frau, der Amerikaner und ein Arztehepaar, das später dazu kam, eröffneten ihre Forderungen. Amburn sollte insgesamt drei Millionen Euro herausrücken, sonst „wird es für Sie böse ausgehen“. Wie der Speyerer Geschäftsmann beteuert, entbehren die Summen jeder Grundlage. Gleiches gelte für die Behauptung, er habe in der Schweiz einen zweistelligen Millionenbetrag deponiert. Die Täter hätten seit Jahren über ihn Schwarzgeld in US-Immobilien angelegt und satte Gewinne eingestrichen. Bis dann der Immobilienmarkt zusammenbrach.
Ständig mit dem Tode bedroht, unterschrieb Amburn nach eigenen Worten eine Art Schuldanerkenntnis. Er sollte unverzüglich per Fax-Auftrag dafür sorgen, dass das Geld überwiesen werde. Telefonieren durfte er nicht. Um Zeit zu gewinnen, sandte er das Fax an die Adresse eines Schweizer Treuhänders, von dem er wusste, dass dieser verreist war. Aber die Entführer ließen ihn nicht, wie gehofft, frei. Als vom Treuhänder am Donnerstag keine Reaktion erfolgt war, wurden die Entführer wütend.
In seiner Not bot Amburn 75.000 Euro an, die auf einem anderen Schweizer Konto liegen würden. Auf sein Fax hin, rief die Bank zurück: Die Überweisung gehe in Ordnung, aber das Geld könne frühestens am Montag da sein. Die Entführer beharrten auf ihrer Drei-Millionen-Forderung und setzten Amburn am Freitag erneut unter Druck. Wenn das Geld bis 15 Uhr nicht komme, „dann bringen wir dich um“. Amburn schrieb daraufhin an einen Schweizer Bankmann ein Fax: „Sell Call POL.ICE“. Glücklicherweise fiel die verschlüsselte Botschaft (Police = Polizei auf englisch) den Entführern nicht auf. Der Banker rief prompt zurück. Er könne mit dem Fax nichts anfangen. Amburn, immer argwöhnisch bewacht, bat ihn inständig, den Auftrag auf Englisch zu lesen. Da fiel in der Schweiz der Groschen.
In Erwartung der erpressten Summe, gestatteten die Entführer ihrem Opfer eine Zigarrettenpause auf dem Balkon. Die nutzte der in strömendem Regen zur Flucht. Hilfeschreiend lief er durch die Straße, verfolgt von dem 74-jährigen und dem Amerikaner. Ein Nachbar sah ihn, doch die Verfolger riefen dem zu, er solle Amburn festhalten, er sei ein Einbrecher. So endete der Fluchtversuch wieder im Keller. Und Amburn war sich jetzt 100 Prozent sicher, dass er so gut wie tot war.
Um vier Uhr morgens dann plötzlich Motorengeräusche, splitterndes Glas, Stimmengewirr. Zwei Minuten später entdeckten Beamte des eingedrungenen 40 Mann starken Polizei-Einsatzkommandos aus München Amburn in seinem Gefängnis. Über die Faxnummer hatte die Polizei die Adresse ermittelt. Nachdem Freunde Amburn am Freitag in Speyer als vermisst gemeldet hatten, war den Fahndern klar, dass ein Verbrechen vorliegen müsse.
Amburns innere Anspannung löste sich zunächst in einem Weinkampf. Dann kam er nach Traunstein zur Untersuchung in die Klinik und schließlich nach Hause. Dort bangt er jetzt weiter um sein Leben. Die Täter seien zwar in Untersuchungshaft. Aber der 74-jährige habe ihm mit russischen Mördern gedroht. „Der meint das ernst“, fürchtet der Speyerer, „todernst!“
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