Passagierrechte durchsetzen nachdem Flug gecancelled wurde

Florian B.

Well-Known Member
Jetzt aber doch mal Butter bei die Fische: Wenn eine Airline bestreikt wird, wie soll dann zu 100 % Qualitätsmanagement und 100 % Kundenbetreuung stattfinden? Es geht da nämlich nicht nur um den einen Flieger mit vielleicht 400 Pasagieren, die von Florida wieder gen Osten wollen...
Diesen Fall meine ich eigentlich auch gar nicht. Streik ist so ein stückweit höhere Gewalt. Bei Streik kann auch ein QM im Automobilwerk nicht mehr viel ausrichten, es kann nur versuchen, das etwas abzufedern und ggf. deeskalierend einzugreifen.

Mal als Beispiel: als wir am 24. März zurückgeflogen sind fiel eine Treibstoffpumpe aus. Delta hat versucht, ein Ersatzflugzeug aufzutreiben. Es gab keines - am Firmensitz und Hauptstützpunkt einer der größten airlines der Welt war KEIN Ersatzflugzeug zu bekommen. Das meine ich mich schlechtem Qualitätsmanagement. Wenn das in der Pampa passiert - ok, aber nicht auf einem der größten Flughäfen der Welt.
 
S

sandiego

Guest
...

Mittlerweile ist das zu einer Art "Geschäftsidee" geworden, und DAS stört mich massiv.

Wenn irgendetwas eine Geschäftsidee geworden ist, dann das permanente "Überbuchen" der Airlines mit anschl. "freiwilliger" Entschädigungszahlung an die Fluggäste (inkl. Hotel, Abendessen etc.). Da wird das eigene (bewusste) Fehlverhalten plötzlich ganz schnell, unbürokratisch und kulant korrigiert.

Aber gesetzliche, im Rahmen einer EU-Norm verbriefte Fluggastrechte zu gewähren, das ist für die Airlines anscheinend sehr schwierig...

Mancher Fluggast schießt vielleicht bei der Einforderung von Entschädigungszahlungen etwas über das Ziel hinaus... Die Mehrheit aber sicher nicht...

Und ein "Abzocker-Geschäftsmodell" sehe ich überhaupt nicht. Die Mehrheit der von Flugausfällen etc. betroffenen Fluggäste fordert die Entschädigungszahlungen doch überhaupt nicht ein...

Und wenn manche Airlines auf dem Rechtsweg mal "abgewatscht" werden, weil sie ihre Kunden einfach zu lange für "dumm verkauft" haben, finde ich das völlig in Ordnung.

LG

sandiego
 
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H

Heeeschen

Guest
Andererseits finde ich die 600€ vollkommen in Ordnung, wenn nicht sogar zu niedrig, wenn tatsächlich etwas von der Fluggesellschaft verschuldet wird.
Das muss schon weh tun, sonst passiert nämlich nichts und die airlines machen so wie bisher weiter, anstatt ernsthaft an Service-Konzepten zu arbeiten die auch funktionieren - Stichwort Feuerwehr.

Endlich. Danke Florian!

Hier im Thread wird häufig von einseitiger Abzocke durch die habgierigen, unverschämten und eigentlich sich-den-Urlaub-gar nicht-leisten-könnenden Passagiere gesprochen.

Es gibt aber ein Recht auf monetäre Entschädigung, die Passagieren zusteht - in Abhängigkeit von der Entfernung des Reiseziels und der Dauer der Verspätung.

Und wenn da steht:

Zitat:
Ihr Flug verzögert sich mehr als zwei Stunden und Ihr Flugziel ist nicht weiter als 1.500 km vom Abflughafen entfernt:

> kostenlose Verpflegung, notfalls Hotelübernachtung

Ihr Flug verzögert sich mehr als drei Stunden und Ihr Flugziel ist nicht weiter als 3.500 km vom Abflughafen entfernt:

> kostenlose Verpflegung, notfalls Hotelübernachtung

Ihr Flug verzögert sich mehr als vier Stunden und Ihr Flugziel ist über 3.500 km vom Abflughafen entfernt:

> kostenlose Verpflegung, notfalls Hotelübernachtung

Ihr Flug verzögert sich mehr als fünf Stunden, unabhängig von der Entfernung des Flugzieles:

> Rückerstattung des Flugpreises oder Rückflug bei der Verspätung eines Anschlussfluges

Regelung des Ausgleichs und Unterstützungsleistungen für Fluggäste im Fall der Nichtbeförderung und bei Annullierung oder großer Verspätung von Flügen, VO (EG) vom 2. Dezember 2004, wirksam ab 17.02.2005:

Neu sind auch Entschädigungen bei Verspätungen. Bei Verzögerungen des gebuchten Fluges von mehr als zwei Stunden bei Flügen bis 1500 Kilometer, mehr als drei Stunden bei Flügen bis 3500 Kilometer und mehr als vier Stunden für längere Strecken müssen die Fluggesellschaften kostenlos Verpflegung anbieten und notfalls eine Hotelübernachtung. Bei Verspätungen ab fünf Stunden können die Passagiere zwischen einer Rückerstattung des Flugpreises oder einem Rückflugticket bei Anschlussreisen wählen.

Ihre Rechte als Flugpassagier und Fluggast bei Flugausfall, Überbuchung oder Flugabsage:
Bei einer Überbuchung erhalten am Flughafen zurück gelassene Passagiere 250 Euro für Flüge bis 1500 Kilometer, 400 Euro für Flüge bis 3500 Kilometer und 600 Euro für längere Strecken. Wenn Flüge kurzfristig gestrichen werden und eine Reservierung dafür vorlag, steht den Reisenden erstmals eine Entschädigung zu. Die höheren Ausgleichszahlungen gelten nicht wie bisher nur für Linenflüge, sondern auch für Charterflüge.

Ihre Rechte als Flugpassagier und Fluggast bei Gepäckverlust oder einem Unfall während Ihrer Flugreise:
Bereits seit Mitte 2004 gelten auch international neue Schadenersatzregeln: Das Montrealer Übereinkommen löste das Warschauer Abkommen aus dem Jahr 1929 ab und verbesserte die Ansprüche von Flugreisenden im Falle eines Unfalls, bei Verspätungen und bei Gepäckverlust.

Zitat Ende

(Quelle: http://www.passagierrecht.de/)



...dann ist das so. Punkt.
Und wenn dann jemand in Anspruch nehmen möchte, was ihm unter o. g. verschiedenen Umständen zusteht, dann ist derjenige kein böser Abzocker oder fieser Urlaubs-Refinanzierer, sondern jemand, der Ansprüche geltend macht, die ihm zustehen. Er tut ergo nichts illegales oder moralisch verwerfliches.

Wenn jemand in genau derselben Situation NICHT von seinem Recht Gebrauch machen möchte - schön für die Airline, Geld gespart. Mehr nicht.
 
J

Jochen

Guest
Und wenn dann jemand in Anspruch nehmen möchte, was ihm unter o. g. verschiedenen Umständen zusteht, dann ist derjenige kein böser Abzocker oder fieser Urlaubs-Refinanzierer, sondern jemand, der Ansprüche geltend macht, die ihm zustehen. Er tut ergo nichts illegales oder moralisch verwerfliches.

Ich sehe das etwas anders und finde, da macht man es sich etwas zu leicht - nur weil einem rechtlich etwas zusteht ist es in meinen Augen noch lange nicht moralisch in Ordnung....
Die 600€ sind doch nur als greifbare Pauschale festgelegt worden um Gerichte zu entlasten um nicht das machen zu müssen was eigentlich sinnvoll wäre: Das die Fluglinie bei eigenem Verschulden tatsächlich entstandene Kosten und Ausfälle ersetzen muss. Ich behaupte mal, dass Otto Normalverbraucher bei einem zusätzlichen Tag oder gar 2 keine tatsächlichen Ausfälle von 600€ hat wenn die Tage dann als Urlaub abrechnen muss - und ebenso glaube ich kaum, das einer dieser ach so rechtsbewussten Menschen die erhaltenen 600€ in der nächsten Steuererklärung angibt, denn meist wird auf sowas nur gepocht wenn es zum eigenen Vorteil ist.

Ich fände es vollkommen ausreichend und nachvollziehbar wenn alle tatsächlich entstandenen Kosten und Ausfälle ersetzt würden - fertig.
 

Donnie

Well-Known Member
Danke, Sabine, ich sehe es so wie Du und sehe nicht verwerfliches darin, sein Recht in Anspruch zu nehmen. Nur weil mein Flug vielleicht günstiger war, heißt das ja nicht, dass ich deshalb weniger Rechte habe.

Außerdem sollte man bei dem ganzen auch noch eine andere Seite bedenken:

man hatte jetzt zwei, drei Wochen einen schönen Urlaub, vielleicht der erste seit längerer Zeit (es fährt ja nun wirklich nicht jeder jedes Jahr oder sogar mehrmals im Jahr in den "großen" Urlaub, viele Familen müssen dafür länger sparen) und kommt dann mit Kind und Kegel am Flughafen an, wartet dort stundenlang, bekommt keinerlei Infos, wie und wann es überhaupt weitergeht, die Kinder sind müde, hungrig (man selbst auch) man mag aber auch nicht die Schlage am Infoschalter verlassen, denn vielleicht erfährt man ja doch mal was Neues? Irgendwann geht man also in ein Flughafenmotel oder übernachtet sogar auf dem Flughafen, kann sich nicht waschen, die Koffer sind eingecheckt, d. h. keine sauberen Klamotten usw. Das alles geht doch an die Nieren und die Urlaubserholung ist ganz schnell wieder futsch. Da finde ich, dass die Fluggesellschaften dann mit 600 Euro pro Person noch günstig weggkommen, dafür, dass sie einen ganzen Urlaub versaut haben.

In dem Zusammenhang musste ich an den Vulkanausbruch letztes Jahr denken. Es gab Fluggesellschaften, die haben die Menschen tagelang auf den Flughäfen ohne Infos sitzenlassen bzw. immer wieder auf den nächsten Tag vertröstet (obwohl feststand, dass es länger dauert bzw. gar keine Flugzeuge zur Verfügung standen) und es gab Fluggesellschaften, die haben den Kunden gleich gesagt, dass mit einem Rückflug erst in X Tagen zu rechnen ist bzw. angeboten haben, die Passagiere gleich auf einen deutlich späteren Flug umzubuchen. Diese Kunden konnten sich dann ein Hotel suchen, einen Mietwagen buchen und versuchen, dem verlängerten Zwangurlaub etwas Gutes abzugewinnen, während die anderen auf dem Flughafen auf dem Fußboden schliefen und jeden Tag hofften, dass sie nach Hause konnten.

In den Zusammenhang sollte man auch daran denken, dass eben nicht alle Urlauber so wie viele von uns ihren Urlaub in Eigenregie buchen, sondern eben doch alles vom Reisebüro machen lassen (ob vor Ort oder über ein RB in Internet ist ja egal) und diese sind dann doch schon ziemlich "aufgeschmissen", wenn sie auf einmal irgendwo stehen und sich selbst um Motel und Mietwagen kümmern sollen. Wir haben unsere Laptops, Iphones oder was auch immer, gehen ins Internet, buchen über Priceline oder rufen Arno an und buchen so über D günstig einen Mietwagen. Für uns ist das alles relativ einfach, wir haben die Infos bzw. wissen, wie wir sie uns beschaffen und wo wir Hilfe bekommen können. Aber ist das wirklich der Normalfall?

Ich habe einfach das Gefühl, dass einige Fluggesellschaften die Probleme auch einfach versuchen "auszusitzen" und eine gezielte Nicht-Informations-Politik der Passagiere betreiben, anstatt von Anfang an klipp und klar zu sagen, was los ist und wie lange es dauert. In dem Falle könnte man z. B. einen schönen Stadtbummel machen und würde eben nicht stundenlang dumm auf dem Flughafen rumsitzen, weil es ja jeden Moment losgehen könnte.

Ich glaube, dass ist auch das, worüber sich die meisten ärgern. Nicht die Tatsache, dass etwas passiert ist, Pannen können immer mal passieren, aber wie behandelt man dann die Passagiere? Wenn man sich im Stich gelassen fühlt und dann noch das Gefühl hat, die Fluggesellschaft hätte die Panne/Verzögerung selbst zu verantworten, wird man auch eher sein Recht auf Entschädigung durchsetzen als wenn man das Gefühl hat, die Fluggesellschaft versucht alles, um den Schaden zu beheben und kümmert sich um die Passagiere und informiert sie, wie es weitergeht. Und wenn feststeht, dass die Fluggesellschaft die Entschädigung zahlen muss, sollte sie dies auch einfach tun und nicht die Passagiere dann noch klagen lassen. Es kann doch nicht sein, dass man nur dann Recht bekommt, wenn man sich es auch leisten kann, es einzuklagen.

Uns ist es z. B. schon einmal passiert, dass wir in London aufgrund von Schlechtwetterbedingungen am frühen Morgen (die innereuropäischen Flüge NACH London hatten alle Verspätung und es waren einfach keine Flugzeuge da bzw. die kamen dann erst alle nach und nach) auf einen späteren Flug umgebucht wurden. Kein Problem, Sicherheit geht vor, wenn das Wetter keine Flüge zuläßt, ist das so. Trotzdem haben alle Passagiere einen Verzehrgutschein bekommen, damit habe ich nicht gerechnet und so ist uns der Flug trotz der Verspätung in angenehmer Erinnerung geblieben. Das war nur eine kleine Geste, aber sie hätten sich ja auch einfach auf höhere Gewalt berufen können und gut wäre es gewesen. Die Info über die Lage auf dem Flughafen und an wen wir uns wegen unserer Anschlussflüge wenden sollen, gab es übrigens schon im Flugzeug vor der Landung, d. h. wir waren auch schon darauf vorbereitet und liefen nicht einfach unvorbereitet ins offene Messer.

Liebe Grüße Gonda
 

Ele

Well-Known Member
Ich sehe das etwas anders und finde, da macht man es sich etwas zu leicht - nur weil einem rechtlich etwas zusteht ist es in meinen Augen noch lange nicht moralisch in Ordnung....

Du meine Güte, das finde ich nun doch etwas zu dick aufgetragen!

Was mir als Kunde in Fall XY zusteht, wurde gesetztlich geregelt.
Nicht mehr und nicht weniger.
Ich kann dies in Anspruch nehmen, ich kann es sein lassen, ganz wie ich mag.

Die Moral-Keule kann man da getrost stecken lassen!
 

tribble

Well-Known Member
Das finde ich nun nicht.

Ich entscheide im Einzelfall, ob ich etwas in Anspruch nehme oder nicht. Ich nehme es nicht automatisch in Anspruch, nur weil es mir rechtlich zusteht.

Ich will morgens noch in den Spiegel gucken können. Wie wir ja alle wissen, Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe, und nicht nur dann, wenn es mir zum Vorteil gereicht.:0141:
 

Gerda

Well-Known Member
Außerdem sollte man bei dem ganzen auch noch eine andere Seite bedenken:

man hatte jetzt zwei, drei Wochen einen schönen Urlaub, vielleicht der erste seit längerer Zeit (es fährt ja nun wirklich nicht jeder jedes Jahr oder sogar mehrmals im Jahr in den "großen" Urlaub, viele Familen müssen dafür länger sparen) und kommt dann mit Kind und Kegel am Flughafen an, wartet dort stundenlang, bekommt keinerlei Infos, wie und wann es überhaupt weitergeht, die Kinder sind müde, hungrig (man selbst auch) man mag aber auch nicht die Schlage am Infoschalter verlassen, denn vielleicht erfährt man ja doch mal was Neues? Irgendwann geht man also in ein Flughafenmotel oder übernachtet sogar auf dem Flughafen, kann sich nicht waschen, die Koffer sind eingecheckt, d. h. keine sauberen Klamotten usw. Das alles geht doch an die Nieren und die Urlaubserholung ist ganz schnell wieder futsch. Da finde ich, dass die Fluggesellschaften dann mit 600 Euro pro Person noch günstig weggkommen, dafür, dass sie einen ganzen Urlaub versaut haben.
Findest Du das jetzt nicht doch etwas zu dick aufgetragen? Die zwei oder drei schönen Wochen Urlaub, die man gerade genossen hat, nehmen einem die Fluggesellschaften nicht mehr weg. Die sind nicht versaut worden. Und auf den "herrlichen" Rückflug hat man sich doch in aller Regel ohnehin nicht gefreut. Der ist ja wohl eher ein Übel, das man in Kauf nimmt.

Und auch sonst: Die fehlenden sauberen Klamotten sehe ich nun gar nicht als Problem. Erfahrene Flugreisende haben sowieso immer eine Ladung Unterwäsche/Socken zum Wechseln im Handgepäck (erst recht, wenn man BA fliegt, denn da kommen die Koffer ja quasi nie pünktlich an... :D), und die eingecheckten Koffer sind ja nun nicht weg, wenn man noch nicht mal abgeflogen ist. Die kann man sich notfalls wiederholen. Normalerweise muss man das sogar, wenn man den Flughafen verlässt, um ins Hotel zu gehen oder wenn man über Nacht am Flughafen bleibt (ich musste jedenfalls in New York schon zwei mal meine eingecheckten Taschen wieder in Empfang nehmen, weil die nicht über Nacht aufbewahrt worden wären). Und schon hat man wieder Zugang zu seinen sauberen Sachen.

Weiter: Wenn man mit Familie verreist und das Kind (oder man selber) hungrig oder quakig wird, dann ist doch niemand gezwungen, den Platz in der Schlange gegen 'was zu essen einzutauschen. In aller Regel sind Familienmitglieder nicht allesamt an der Hüfte zusammengewachsen (auch wenn manche Leute sich zugegebenermaßen so benehmen). Wo ist das Problem, dass ein Erwachsener den Platz in der Schlange hält, während das andere Elternteil mit den lieben Kleinen auf Nahrungsfang geht, den Flughafen erkundet (viele Flugplätze haben Spielecken/-plätze) etc.? Verstehe ich nicht. Man wird sicher nicht gezwungen, mit vier Leuten "Schlange" zu spielen... Und auch, wenn man alleine ist und zwischendurch mal aufs Klo will, dann kann man mit den Leuten die vor oder hinter einem stehen in aller Regel klären, dass die den Platz "freihalten". Das ist zumindest meine Erfahrung.
In dem Zusammenhang musste ich an den Vulkanausbruch letztes Jahr denken. Es gab Fluggesellschaften, die haben die Menschen tagelang auf den Flughäfen ohne Infos sitzenlassen bzw. immer wieder auf den nächsten Tag vertröstet (obwohl feststand, dass es länger dauert bzw. gar keine Flugzeuge zur Verfügung standen) und es gab Fluggesellschaften, die haben den Kunden gleich gesagt, dass mit einem Rückflug erst in X Tagen zu rechnen ist bzw. angeboten haben, die Passagiere gleich auf einen deutlich späteren Flug umzubuchen. Diese Kunden konnten sich dann ein Hotel suchen, einen Mietwagen buchen und versuchen, dem verlängerten Zwangurlaub etwas Gutes abzugewinnen, während die anderen auf dem Flughafen auf dem Fußboden schliefen und jeden Tag hofften, dass sie nach Hause konnten.
Da hast Du sicher recht. Nur haben diejenigen, die nicht gleich gesagt haben, dass das Ganze X Tage dauern würde, das vermutlich nicht absichtlich gemacht, um ihre Kunden zu verstimmen, sondern sie haben wirklich keine konkreten Infos gehabt und wollten nichts Falsches sagen. Kann man ja auch verstehen.

In den Zusammenhang sollte man auch daran denken, dass eben nicht alle Urlauber so wie viele von uns ihren Urlaub in Eigenregie buchen, sondern eben doch alles vom Reisebüro machen lassen (ob vor Ort oder über ein RB in Internet ist ja egal) und diese sind dann doch schon ziemlich "aufgeschmissen", wenn sie auf einmal irgendwo stehen und sich selbst um Motel und Mietwagen kümmern sollen.
Müssen sie doch nicht. Ich kann "mein" Reisebüro jedenfalls immer anrufen und um Hilfe bitten. Und dort ist man dann auch so engagiert, dass man sich quasi ein Bein ausreißt, um einem weiterzuhelfen. Und die Telefonnummer des Reisebüros steht ja gemeinhin auf den Reiseunterlagen, und öffentliche Telefone gibt's an jedem Flughafen, falls man kein Handy dabeihaben sollte.

Alles in allem denke ich, dass manch einer schon nach dem Haar in der Suppe sucht und sich notfalls selber eines ausreißt und in die Terrine wirft, wenn er keines findet. Man könnte ja stattdessen auch aufs Positive achten. Ich habe an so einem verkorksten Flugtag beim stundenlangen Schlangedstehen am Umbuchungsschalter mal 'ne Freundschaft fürs Leben geschlossen (gut, hält bislang erst acht Jahre, aber da ist kein Ende in Sicht) - dafür bin ich den Leuten von United rückblickend direkt dankbar... :001:
 

Chrisba

Well-Known Member
es kommt wirklich darauf an, wie mit den Leuten in der aktuellen Situation umgegangen wird. Mein Beispiel

War Anfang Dezember auf Mallorca und bin in den Fluglotsenstreik geraten, wo so viele Leute auf den Flughäfen festsaßen...
Mein Flug sollte um 16:00h gehen und um 13.15 sollte ich im Hotel abgeholt werden. Es waren auch noch andere Leute, die zurückfliegen sollten. Jedenfalls tauchte dann um 10:00h unsere Reiseleiterin auf, hat versucht, alle Rückflieger des Tages zusammenzutrommeln. Es gab die Ansage, dass gestreikt wird und keine Flüge vor 18:00h von PMI abgehen. Dann hat sie von jedem die Handy-Nr. aufgeschrieben und uns gesagt, dass wir uns im Umkreis von 10 Fußminuten vom Hotel aufhalten sollten - falls sie das "go" vom Kollegen am Flughafen bekommt, ruft sie an und 10 Minuten später gehts per Taxi zum Flughafen. Ich muss sagen: Hut ab. Das verhältnismässig junge Mädel hat das super gemeistert. Ich wurde um 17:00h angerufen, dass um 20:00h mein Flieger geht. Bis dahin hab ich ziemlich relaxed in der Strandbar gesessen und gesmaltalkt. Auf dem Flughafen wurde ich in Empfang genommen, zum Gepäckschalter gebracht, mit einem Vouchern für 15€ versorgt. Mein avisierter Flieger ging dann nicht um 20:00h, auch nicht um 22:00h sondern um 23:30h, aber auch nur, weil in Köln wegen Schneesturm die Maschinen nicht sofort zurückfliegen konnten. Ich muss sagen: keine Minute hab ich überlegt, Geld einzufordern, es waren auf Grund des Streiks 6 Stundne und für den Schneesturm kann keiner was.
Demgegenüber steht das Erlebnis eines ältere Ehepaares, so um die Anfang 70 Jahre. Die waren fertig mit der Welt. Wurden von ihrem Veranstalter zum Flughafen gekarrt, weil deren Flieger am Freitag Abend um 19:00h gehen sollte. Da ab 18:00h kein Flieger mehr den Flughafen verlassen hat, saßen sie fest. Ohne Information. Bis um 22:00h hat man die da sitzen lassen, dann auf Nachfrage wurde sie in ein Hotel gebracht. Nach grad 6 Stunden dort wurden sie um 04:00h am Morgen durch die Reisegesellschaft geweckt, sie müssten in 15 Minuten vor der Tür stehen, weil sie auf einen Flieger um 06:00h gebucht seien. Dort angekommen, hieß es, es gingen ab 12:00h wieder Flieger, dann doch nicht, erst ab 18:00h...die saßen dann bei mir mit in am Gate. Und als sich der Flug dann 2 x verzögerte, fing die arme Frau an zu weinen. Total übernächtigt, total im Stich gelassen, keinen Voucher, keine Betreuung.....die taten mir sooooo leid:0056: Das war Tjaerborg Reisen.

Ich denke wirklich, ob geklagt wird oder nicht hängt mit der Betreuungsleistung zusammen. Da reichen schon kleine Dinge, die einen vielleicht davon abhalten, die Messer zu wetzen...

LG Chrisba
 

JürgenH

Well-Known Member
Zitat von Caloosa
Jetzt aber doch mal Butter bei die Fische: Wenn eine Airline bestreikt wird, wie soll dann zu 100 % Qualitätsmanagement und 100 % Kundenbetreuung stattfinden? Es geht da nämlich nicht nur um den einen Flieger mit vielleicht 400 Pasagieren, die von Florida wieder gen Osten wollen...


Das stimmt! Aber handelt es sich nicht hierbei um den Einzelfall?:001:

Das wäre bei LH Konzern z.B. ein Einzelfall von ca. 270.000 Passagieren pro Tag. Hier sind die Töchter mit drin, also ziehen wir mal 40% ab, bleiben ca. 160.000 pro Tag (entspricht einer Größe von Leverkusen!) für LH über, die alle in diesem Moment meinen, die Welt drehe sich nur um sie.

Da kannst noch so ein gutes Krisenmanagement haben, es bricht zusammen! Denn niemand plant seine Personalstärke auf diesen Fall hin!
 
H

Heeeschen

Guest
Das finde ich nun nicht.

Ich entscheide im Einzelfall, ob ich etwas in Anspruch nehme oder nicht. Ich nehme es nicht automatisch in Anspruch, nur weil es mir rechtlich zusteht.


Und genau das habe ich geschrieben - der eine nutzt seine Rechte, der andere nicht.
Ich halte sowohl das eine als auch das andere für völlig in Ordnung und moralisch ok.
 

Florian B.

Well-Known Member
Da kannst noch so ein gutes Krisenmanagement haben, es bricht zusammen! Denn niemand plant seine Personalstärke auf diesen Fall hin!
Wir waren uns ja auch einig (zumindest die meisten), dass Streik eine Ausnahmesituation ist, in der man in der Tat nicht mehr viel Planen kann.

Ein Streik trifft aber auch die LH nie unvorhergesehen, sowas kündigt sich ja über Wochen und Monate an.
 
J

Jochen

Guest
Und genau das habe ich geschrieben - der eine nutzt seine Rechte, der andere nicht.
Ich halte sowohl das eine als auch das andere für völlig in Ordnung und moralisch ok.

Sorry, aber das sehe ich nach wie vor anders: Nicht alles was rechtlich möglich ist halte ich persönlich auch für moralisch vertretbar. Beispiel aus der näheren Umgebung von mir: Frau arbeitet, Kind wird erwartet, die Frau will definitiv nicht mehr anfangen zu arbeiten nach der Geburt, der Mann verdient im besseren 6-stelligen Bereich im Jahr,finanziell also komplett abgesichert - trotzdem wird nicht einfach gekündigt sondern das ALG so lange mitgenommen wie es irgend geht, erst als Umstellung auf Hartz IV erfolgen müsste wird dem ein Ende bereitet.

Rechtlich möglich und nicht zu verfolgen - moralisch in meinen Augen komplett daneben. Alles mitzunehmen was man irgendwie bekommen kann ist ja heutzutage ein Zeichen von "Cleverness", wer das nicht macht ist ja "dumm" - so gesehen bin ich gerne ein saudummer Hund, genüge aber weiterhin meinen eigenen moralischen Ansprüchen.
 
H

Heeeschen

Guest
Sorry, aber das sehe ich nach wie vor anders: Nicht alles was rechtlich möglich ist halte ich persönlich auch für moralisch vertretbar. Beispiel aus der näheren Umgebung von mir: Frau arbeitet, Kind wird erwartet, die Frau will definitiv nicht mehr anfangen zu arbeiten nach der Geburt, der Mann verdient im besseren 6-stelligen Bereich im Jahr,finanziell also komplett abgesichert - trotzdem wird nicht einfach gekündigt sondern das ALG so lange mitgenommen wie es irgend geht, erst als Umstellung auf Hartz IV erfolgen müsste wird dem ein Ende bereitet.

Rechtlich möglich und nicht zu verfolgen - moralisch in meinen Augen komplett daneben. Alles mitzunehmen was man irgendwie bekommen kann ist ja heutzutage ein Zeichen von "Cleverness", wer das nicht macht ist ja "dumm" - so gesehen bin ich gerne ein saudummer Hund, genüge aber weiterhin meinen eigenen moralischen Ansprüchen.

Du weisst, dass ich beruflich mit solchen Fällen im weitesten Sinne zu tun habe und schließe mich Dir da zu 100 % Prozent an. Der von Dir geschilderte Fall ist grenzwertig und grenzt quasi an Sozialbetrug. Er erinnert an den "Fall" der Gaby Dohm, die seinerzeit in der drehfreihen Phase der "Schwarzwaldklinik" Arbeitslosengeld bezog. Als das bekannt wurde, wurde dann großherzig gespendet........:0092:

Ich bin aber der Meinung, dass man diese Beispiele nicht mit denen aus dem Fluggastrecht vergleichen kann.
Es gibt in Deinem und meinem Fall keinen Verursacher, der Ersatz leistet, so wie die Fluggesellschaft bei wie auch immer gearteten Verspätungen, sondern staatlich verbriefte Rechte. Und hier leistet dann die Solidargemeinschaft - also wir alle - für diese Herrschaften.
Und dass die Gesetzte so sind wie sie sind, muss man nicht gut finden (so wie Du und ich) aber man muss akzeptieren, wenn scheinbare Lücken auch genutzt werden oder politisch aktiv versuchen, etwas daran zu ändern.
 

Florian B.

Well-Known Member
Sorry, aber das sehe ich nach wie vor anders: Nicht alles was rechtlich möglich ist halte ich persönlich auch für moralisch vertretbar. Beispiel aus der näheren Umgebung von mir: Frau arbeitet, Kind wird erwartet, die Frau will definitiv nicht mehr anfangen zu arbeiten nach der Geburt, der Mann verdient im besseren 6-stelligen Bereich im Jahr,finanziell also komplett abgesichert - trotzdem wird nicht einfach gekündigt sondern das ALG so lange mitgenommen wie es irgend geht, erst als Umstellung auf Hartz IV erfolgen müsste wird dem ein Ende bereitet.
DAS finde ich auch zum kotzen.
ich wünsche derjenigen das, was einem Herrn aus meiner Nachbarschaft passiert ist.
Der Firma ging es 2010 nicht so gut, Lust hatte er auch nicht mehr so richtig und so kam man auf die geniale Idee, dass er gekündigt wird, ein bisschen auf arbeitslos macht und dann mit leichten Einbußen in Rente geht.

Mittlerweile ist er aber so genervt und bereut die Entscheidung, da er von der Arbeitsagentur permanent angeschrieben und dorthin zitiert wird, Bewerbungen schreiben muss, Nachweise erbringen muss und sich vorstellen muss und natürlich niemand mehr einen 63-jährigen mehr einstellt.
 
J

Jochen

Guest
Und dass die Gesetzte so sind wie sie sind, muss man nicht gut finden (so wie Du und ich) aber man muss akzeptieren, wenn scheinbare Lücken auch genutzt werden oder politisch aktiv versuchen, etwas daran zu ändern.

Da gebe ich Dir 100% Recht - nur das man nicht zwingen politisch aktiv werden muss sondern 1. für sich persönlich anders entscheiden kann und 2. ein solches Verhalten offen anprangern kann anstatt es einfach stillschweigend zu akzeptieren.
Letztlich ist das allgemeine soziale Klima, welches wir alle schaffen, dafür zuständig ob solche Regelungen entstehen oder nicht. Leider sihet die überwiegende Mehrheit den Staat ja quasi als eine "3. Person" anstatt als das, was er wirklich ist: Eine Solidargemeinschaft von uns allen - der Staat ist jeder einzelne von uns. Auch wenn das leider erschreckend selten deutlich und/oder vermittelbar ist.

Aber das ist - zugegeben - ein anderes Thema. Meine Meinung zum Thema Entschädigung für Fluggäste habe ich ja oben schon dargestellt: Es sollten tatsächlich angefallene Kosten ersetzt werden - nicht mehr und nicht weniger.
 
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