New Bern, North Carolina
Wie im letzten Beitrag erwähnt sollte uns die nächste Etappe nach
New Bern führen, welches in unserem
Iwanowski-Reiseführer als "kleines Charleston" beschrieben wurde, führen. Um es gleich vorneweg zu nehmen: Im Nachinein hat uns dieses "kleine Charleston" besser gefallen als das große Original....
Bis dorthin hatten wir aber erstmal ein paar Meilen zurückzulegen. Da ich jemand bin der immer gerne mal was Neues ausprobiert habe ich dieses Mal als Navigationssoftware
HERE Maps gewählt und als Ziel das bereits vorab ausgesuchte
Hotel Bridgepoint Hotel & Marina dort eingegeben. Angezeigte Fahrtzeit stimmte auch mit
Google Maps und
CoPilot überein, also eingeschaltet und losgefahren..... - im Nachhinein wissen wir es besser, wir hätten die gewählte Strecke noch einmal überprüfen sollen
Nicht, dass uns die Software nicht zum Ziel gebracht hätte - aber sobald wir von den Outer Banks runter auf dem Festland waren hat uns die Software durch die endlose Einöde der Sumpfgebiete von North Carolina geschickt, die 264 anstatt der 64 - das bedeutete gefühlt endlose Meilen durch "the middle of nowhere", Häuser (von Orten wollen wir gar nicht reden) alle 40 oder 50 Meilen, Gegenverkehr vielleicht einmal pro Stunde, rechts endlose Sümpfe mit abgestorbenen Bäumen, links endlose Sümpfe mit abgestorbenen Bäumen, direkt an der Straße Entwässerungskanäle mit unendlich vielen Schildkröten die sich auf umgefallenen Bäumen und Ästen sonnten - das waren mit Sicherheit Hunderte, seitdem heißt NC bei mir nur noch der "Turtle State"
Die Strecke war wirklich ermüdend zu fahren, so das wir auch zwischendurch gewechselt haben weil mir schon fast die Augen zufielen - dabei war die Strecke gar nicht soooo lang, weniger als an anderen Tagen - aber es war auf dem Abschnitt halt unglaublich eintönig.
Aber auch die langweiligste Strecke geht irgendwann vorbei und die 2. Hälfte der Fahrt war dann auch wieder abwechslungsreicher und interessanter. Uns wunderte das trotz der offensichtlichen Fruchtbarkeit nicht mehr Landwirtschaft zu sehen war, es gab wirklich sehr viel grünes Brachland.
In New Bern angekommen konnten wir gleich im Hotel einchecken - es lag direkt am Wasser und hatte auch eine kleine Marina - auf der anderen Seite der Brücke lag direkt die historische Altstadt von New Bern, aus dem Zimmer hatten wir direkten Blick auf den
Tryon Palace
Nach dem Einchecken haben wir gleich eine kurze Fahrt und einen kurzen Bummel durch das alte Zentrum des kleinen Städtchens gemacht, was uns auf Anhieb gut gefiel. Dann sind wir zurück zum Hotel und haben im direkt gegenüber liegenden
Outback zu Abend gegessen - dabei durfte meine Leibspeise, eine Blooming Onion, natürlich nicht fehlen, auch wenn wir die zu zweit gar nicht aufgegessen haben
Anschließend haben wir noch die Abendsonne an der Marina genossen, bevor wir aus dem Zimmerfenster einen wunderschönen Sonnenuntergang betrachten konnten und uns dann unseren Büchern gewidmet haben.
Am nächsten Morgen wollten wir dann den
Tryon Palace mit seinen Gärten und die historischen Stadtteile besichtigen. Der Tryon Palace ist nach dem britischen Gouverneur William Tryon benannt, der ihn hat erbauen lassen und New Bern damals zur Hauptstadt von North Carolina gemacht hat (bevor es dann später Raleigh wurde).
Da wir früh dran waren war es kein Problem einen Parkplatz vor dem Besucherzentrum zu finden und noch vor der ersten Führung durch den Park an dem Gebäude zu gehen, der direkt an der Bucht liegt und einen schönen Ausblick über die Bucht des Flusses bietet.
Der "Hausfuchs" im Garten ließ sich kaum beirren - wir waren um die Zeit aber auch noch ganz alleine dort unterwegs.
Im "Palace" bei der Führung...
Zur damaligen Zeit eine außergewöhnliche Konstruktion so eine quasi freitragende Treppe - extra aus England importiert
Historische Rezepte gefällig?
Die Führung war sehr kurzweilig und informativ, man bekam einen guten Eindruck der damaligen Verhältnisse und Lebensumstände.
Was mir nicht nur an diesem "Palace" sondern auch bei vielen anderen historischen Gebäuden wie dem
Robert E. Lee-Memorial in Washington und anderen bedeutenden Bauten aus der Zeit auffiel war die Tatsache, dass das, was dort in den USA als schon besonders prunkvoll und luxuriös galt zur gleichen Zeit hier in Europa kaum einem verarmten Landjunker zur Repräsentation gereicht hätte. Wenn man Gebäude, Einrichtung, Ausstattung oder Kunstgegenstände vergleicht die zu gleichen Zeiten entstanden sind, dann wird deutlich das ganz offensichtlich die eher einfachen Leute nach Amerika ausgewandert sind, deren Ansprüche oder Vorstellungen von Pracht und Prunk sich deutlich von denen unterschied, die in Europa die Macht und die Mittel hatten - oder einfach viel bescheidener waren.
Da wir gerade ein Wochenende vorher in Paris waren fiel uns der Unterschied natürlich besonders deutlich auf - ohne jetzt das qualitativ in der einen oder anderen Richtung werten zu wollen.
Anschließend wanderten wir durch das historische Stadtviertel mit vielen alten Häusern, die alle noch normal bewohnt werden. An fast jedem hing eine Plakette die von der Geschichte und früheren Bewohnern erzählte. Das Schöne war hier, dass nicht nur wenig alte Gebäude zwischen neuen Häusern standen sondern wirklich alle Häuser historisch waren oder zumindest den Baustil hatten, so machte es einen sehr homogenen Eindruck. Ich habe bei dem Spaziergang mehr die eindrücke genossen als viele Fotos zu machen, daher nur ein paar wenige Eindrücke.
Anzumerken ist noch das man nicht nur den
Tryon Palace selbst von innen besichtigen kann sondern auch noch Nebengebäude, wo beispielsweise in der Schmiede von Mitwirkenden diese alte Kunst live erklärt und vorgeführt wird. Darüber hinaus sind noch viele andere Gebäude und Häuser in dem Viertel Teil der Gesamtausstellung und können besichtigt werden, teilweise nur im Rahmen von Führungen. Man kann hier also einige Zeit verbringen und nahezu beliebig tief in die Lebensweisen und -umstände der Amerikaner vor 200-300 Jahren einsteigen. Das ganze sehr liebevoll und engagiert gemacht von vielen Mitgliedern eines Vereins oder Ähnlichem, bei denen man jedem einzelnen anmerkt das sie es mit Herzblut und nicht als Business betreiben - würde mich nicht wundern wenn die meisten von ihnen das ehrenamtlich machen.
In der alten Innenstadt gibt es eine ganze Reihe von keinen und größeren Geschäften und Restaurants, die erfreulicher Weise alle keinen großen Ketten angehören sondern individuelle Einzelgeschäfte sind - da gehen wir eigentlich, wenn die Qualität stimmt, viel lieber hin als zu Starbucks & Co - auch wenn man das mit der Qualität oft ja erst hinterher weiß.
So haben wir uns auch hier in einem sehr sympathischen, jungen Laden mit Kaffee, Milkshake, Cinnamon Roll und BLT Sandwich, alles ganz frisch und sehr lecker, gestärkt. Können wir weiterempfehlen:
Sweet Peas Café
Quasi schräg gegenüber befindet sich
The birthplace of Pepsi Cola, wo ein Apotheker die ersten Pepsi als Alternative und Konkurrenz zu der damals bereits existierenden Coca Cola gemixt hat - einen besuch darin haben wir uns gespart, uns interessierte weder die Geschichte noch das Merchandising dort
Fazit zu New Bern: Aus unsere Sicht können wir das Städtchen uneingeschränkt für 1-3 Tage als Zwischenstation empfehlen wenn man sich ein wenig für amerikanische Geschichte bzw. für historische Bauten und frühere Lebensweisen dort interessiert. Sicherlich nichts für Leute die Superlative und Spektakuläres suchen, aber wenn man man Charme und Atmosphäre in historischem Kontext mag, dann ist man hier definitiv richtig.