Air Berlin Droht die Übernahme?

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Nach dem Ausstieg eines russischstämmigen Investors bei Air Berlin sprießen nun erneut an der Börse die Spekulationen darüber, ob ein großer europäischer Mitbewerber zugreift. Deutschlands zweitgrößte Airline ist ein interessantes Übernahmeobjekt.

Georg Jegminat

Die Börsenkapitalisierung von Air Berlin beträgt nur noch 260 Mill. Euro.

Die Hoffnungen des Investors Leonard Blavatnik hatten sich schnell zerschlagen. Die Finanzkrise zwang ihn Anfang 2009 zum Ausstieg bei Air Berlin. Nun sollen die Anteile bei der Schweizer Bank UBS geparkt sein, schreibt das "Handelsblatt". Als Kandidaten für eine Air-Berlin-Übernahme werden Air France-KLM und Easyjet genannt.

Allerdings umfasst das Blavatnik-Aktienpaket lediglich 18,94 Prozent der AB-Aktien, also nicht einmal eine Sperrminorität. Für eine unangefochtene Führung bei den Berlinern müssten also weitere Aktien erworben werden. Bei einem momentanen Börsenwert von 260 Mill. Euro dürfte das jedoch keine unüberwindliche Hürde sein.

Ob Air France-KLM oder Easyjet tatsächlich Interesse haben, ist unklar. Für beide wäre es ein bedeutender Einstieg in einen der größten europäischen Luftverkehrsmärkte mit Zugriff auf wertvolle Slot-Kontingente für die Flughäfen Berlin, München und Düsseldorf. Easyjet-Chef Andrew Harrison hatte gegenüber der fvw gesagt, man werde darauf warten, dass die Krise Chancen eröffnet, um dann zuzugreifen.

Allerdings hatte er dabei keine Airline-Übernahme, sondern freiwerdende Strecken im Kopf. Denn Easyjet hat bereits einmal versucht, eine deutsche Airline zu kaufen: die DBA. Nach einjähriger Prüfung hatte man dann doch verzichtet.

Harrison vertritt nämlich die Auffassung, dass Easyjet ein klares, simples Geschäftsmodell benötige. Air Berlin ist jedoch eine komplexe Hybrid-Airline. Sie agiert teils im Low-Cost-Markt, teils im traditionellen Liniengeschäft und teils im Ferienflug. Außerdem hat sie intern immer noch mit der Übernahme der LTU zu tun. Überdies spricht Air Berlin noch immer mit der TUI über eine Integration von Teilen der TUIfly oder über eine enge Kooperation der Fluggesellschaften. Es ist fraglich, ob Air Berlin damit für Harrison attraktiv ist.

Im Fall der Air France-KLM gibt es ebenfalls mehr Pro- als Kontra-Argumente. Der neue Vorstandschef Pierre-Henri Gourgeon würde den Konkurrenzkampf mit Lufthansa verschärfen. Es wäre ein Einstieg in den LH-Heimatmarkt. Derzeit läuft noch die Phase, in der beide die Konsolidierung in neutralen Ländern vorantreiben können. Außerdem setzt die momentane Wirtschaftskrise auch dem franko-niederländischen Airline-Konzern zu, so dass auch in Paris und Amsterdam dringliche Aufgaben anstehen.

Sicher ist jedoch, dass Air Berlin bereits im vergangenen Frühjahr die Hausaufgaben erledigt hat und vergleichsweise gut in den ersten Krisenmonaten zurecht kam. Sie hatte die Kapazitäten zurückgefahren und den Yield erhöht. Offenkundig profitiert sie auch davon, dass Geschäftsreisende angesichts den Kostendrucks von Lufthansa auf die Berliner Airline umsteigen.

Quelle:fvw
 
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