Was ich mich hier schon die ganze Zeit frage:
Was wächst eigentlich auf einer Shooting
RANCH? Munition oder Gewehre?
Übrigens muß man zum Ballern nicht unbedingt auf eine Shooting Range:
Ich hatte vor einigen Jahren amerikanischen Kollegen gegenüber mal unvorsichtigerweise die Bemerkung fallen lassen, daß ich noch nie im Leben eine Feuerwaffe benutzt habe (Zehn Jahre Katastophenschutzverpflichtung im Rettungsdienst statt Bund). Nach einigem ungläubigem Erstaunen kam sofort die Aussage 'We've gotta change that!!'
Freitagmorgen bekamen mein deutscher Kollege (Zivildienst, auch 'Jungfrau') und ich dann eine Einkaufsliste 'You buy the ammo, I bring the guns.' und wir fuhren ins nächste Sportgeschäft, wo wir ca 500 - 600 Schuß Munition kauften: 9mm, 44er, 45er, 7.62 und Shotgun Shells. Shotgun Shells waren gerade im Angebot 'Buy 2 get 3' und für weniger als €50 hatten wir genug Firepower, um ein mittleres Massaker anzurichten - ohne daß uns jemand nach Waffenschein, Führerschein oder sonst irgendeiner Legitimation gefragt hatte.
Sonntagmorgen fuhren wir in die Rockies. Ca. 90 Minuten von Denver fuhren wir dann auf einer Hoppelpiste noch 30 Minuten weit in die Wälder rein. Unseren Sedan mußten wir irgendwann stehen lassen und in den Land Cruiser unseres Kollegen umsteigen, da wir sonst unsere Ölwanne verloren hätten. An einer weitläufigen Haarnadelkurve hielten wir dann im Inneren selbiger. Dort lagen schon einige zerschossene Bierfässer, Badewannen und ähnlicher Schrott.
Unser Kollege, ein ehemaliger Marine und Gulf War I Veteran, gab uns dann erst mal ein recht langes Training bezüglich Waffensicherheit. Wir lernten, daß alle Waffen immer Downrange gehalten werden, daß wir nach dem letzten Schuß immer die Trommel rausklappen sollten, bzw. noch mal den Schlitten zurückziehen, um sicherzustellen, daß nichts mehr im Lauf sein kann. Auch die leeren Waffen immer nur Downrange, niemals in Richtung auf Leute halten, usw.
Die Unterschiede zwischen Single Action und Double Action wurden erklärt. selbst das Double Tapping wurde erklärt und geübt - also immer zwei Mal schiessen, falls die erste Kugel das Ziel noch nicht außer Gefecht gesetzt hat
Dann kamen Stöpsel in die Ohren und wir legten los: Diverse Revolver, Pistolen, eine Pump Gun und ein AR15-Karabiner mit Zielfernrohr kamen zum Einsatz.
Mit den Faustfeuerwaffen erzielten wir sogar recht gute Ergebnisse: Mit Wasser gefüllte Colaflaschen trafen wir aus ca. 20m recht zuverlässig mit dem ersten Schuß (Bevor die Umweltengel wieder heulen: Es waren PET-Flaschen und wir haben die Überreste auch eingesammelt). Mit dem Karabiner waren wir eher schlecht, aber mit der Pump Gun lief es wieder prima. Während wir da rumballerten fuhren ständig Moto-Crosser mit Bikes oder Quads an uns vorbei und auch der eine oder andere Truck passierte uns.
Als wir fertig waren sammelten wir alle Hülsen ein. Auch hier war schon ein Großteil der Ammo bleifrei.
Wir waren von der Durchschlagskraft der Waffen sehr beeinfruckt, was uns beide in unserer Meinung bestärkt hat, daß der Besitz und Betrieb solcher Waffen stark reglementiert sein sollte - mindestens so wie bei uns, eher sogar noch strenger.
Unser amerikanischer Kollege ist sehr konservativ, was bei Veteranen ja nicht unbedingt ein überraschender Charakterzug ist. Seine sittloerweile sieben Kinder werden z.B. zu Hause unterrichtet, damit sie auf keinen Fall mit liberalem Gedankengut 'verdorben' werden. Sein Haus ist eine waffenstarrende Trutzburg und dort sind übrigens alle Waffen mit DumDum-Geschossen geladen. Er erklärte uns, daß bei der amerikanischen Leichtbauweise die Kugeln sonst nicht nur durch den Einbrecher durchgehen, sondern auch noch durch mindest drei weitere Räume und ggf. die dort befindlichen Leute. Mit seiner Munition würde sich die Sauerei dagegen auf ein Zimmer beschränken und der Eindringling wäre auf jeden Fall platt.
Auf unsere Einwände, daß es ohne Waffen weniger Probleme mit Kriminalität gäbe, erwiderte er folgende nicht ganz unschlüssige Argumentationskette:
-Viele ordentliche Bürger haben legale Waffen
-Viele Kriminelle haben illegale Waffen
-Sollte die Regierung die Waffen einsammeln, so käme sie ohne landesweite Hausdurchsuchungen nur an legale und registrierte Waffen
-In der Folge hätten dann nur noch die Kriminellen Waffen
Eine gewisse Logik wohnt dieser Argumentation durchaus inne. Die Amis stecken da halt in einem Teufelskreis.
Ach ja, nachdem wir unser Arsenal verballert hatten, schossen seine drei- und vierjährigen Söhne dann noch mit dem Luftgewehr, weil er sie von Anfang an and Waffen gewöhnenwollte. Mittlerweile sind die beiden schon zu regelrechten Schrecken der Wälder herangewachsen und ballern mit Kleinkaliberwaffen auf Squirrels, Rabbits und was da sonst noch so kreucht und fleucht - andere Länder, andere Sitten.
Abschliessend gebe ich aber auch gerne zu, daß das Schiessen sehr viel Spaß gemacht hat, aber nicht unbedingt zu den Dingen gehört, die ich wiederholen muß - Been there, done that, not going back