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Lufthansa Technik entwickelt System für sichere Reise der jüngsten Passagiere
Die Lufthansa Technik AG (LHT) am Hamburg Airport kümmert sich nicht nur um Triebwerke, Fahrwerke, Flugzeugzellen oder Geräte für die Maschinen, sondern auch um das Wohlergehen der kleinen Passagiere während des Fluges.
Die jüngste Entwicklung dabei ist ein normaler Flugsessel, der sich äußerlich so gut wie nicht von anderen Sitzen in der Economyclass unterscheidet.
Das besondere daran: Es handelt sich um einen Baby- und Kindersitz, der in einen normalen Sitz integriert ist.
Damit entfällt für die Fluggesellschaft ein enormer logistischer Aufwand, weil Sitze für die kleinen Passagiere nicht mehr extra mitgeführt und eingebaut werden müssen. Ferner wird den Kindern bis zum zweiten Lebensjahr mit der Neuentwicklung ein optimaler Schutz geboten, da sie vor allem bei Start und Landung nicht mehr auf dem Schoß der Mutter oder des Vaters sitzen müssen.
Der neue Sitz mit Namen Aerokid wurde von einem gestandenen Lufthanseaten entwickelt, der sich bei seinen zahlreichen Flügen immer wieder wunderte, wie leichtfertig mit den jüngsten Passagieren im Luftverkehr umgegangen wird. Der studierte Luft- und Raumfahrtingenieur Harald Merensky (59), der seit 1977 für die Lufthansa tätig ist, wechselte im Jahr 2005 zur Lufthansa Technik in Fuhlsbüttel und beschäftigt sich hier im Geschäftsbereich Innovation mit Kabinenverbesserungen.
"Auch wenn ich keinen konkreten Auftrag hatte, beschäftigte mich das Thema immer wieder", sagt der Kabinenexperte. Er baute ein Pappmodell und stellte dies seinen Kollegen vor. In der Rückenlehne des Sitzes ist ein ausklappbares Segment integriert. Und darin ist der Kindersitz eingearbeitet. Rückwärts sitzend und perfekt durch kleine Gurte gesichert, kann das Baby oder Kleinkind immer seine Eltern sehen.
Mit nur einem weiteren Griff lässt sich der Sitz in eine waagerechte Babyliege verwandeln. Ist kein Kind an Bord, kann der Flugsessel auch von einem Erwachsenen genutzt werden. "Und der merkt gar nicht", so Merensky, "dass er auf einem Kombisitz sitzt."
Doch der 59-jährige Ingenieur hat weitere Pläne. Er entwickelt gerade einen Kindersitz für zwei- bis zwölfjährige Fluggäste. Seine Ideen sind zunächst auf die Economyclass beschränkt, da die Flugsessel in der Business- und First-Class voll gepackt sind mit Elektronik, um dem Passagier möglichst viel Sitzkomfort zu bieten. Aber für die kleinen Fluggäste wird er sich auch hier etwas einfallen lassen.
Seine Idee wurde vom Vorstand sofort gefördert.
In Zusammenarbeit mit dem Sitzhersteller Recaro wurde ein Prototyp gebaut, der jetzt für die Serienfertigung freigegeben ist. Der neue Sitz soll allen Herstellern zur Produktion unter Lizenz der Lufthansa Technik AG angeboten werden.
"Ich bin überzeugt, dass der Aerokid seinen Weg in die Flugkabinen finden wird, zumal die internationalen Luftfahrtbehörden schon lange nach Lösungen suchen, wie in den Flugzeugkabinen die Sicherheit von Kindern verbessert werden kann", sagt der Ingenieur.
Und für die Fluggesellschaften ist die Tüftelei von Merensky von großer Wichtigkeit: Sie können zumindest in der Touristenklasse auf das separate Mitführen von Kindersitzen oder Babykörbchen verzichten und so ihren logistischen Aufwendungen reduzieren. Das ist bedeutend: Denn weniger Gewicht an Bord spart Treibstoffkosten. Angesichts des Ölpreises kommt der Sitz somit zur rechten Zeit.
Quelle: welt.de 26. Mai 2008, 04:00 Uhr
Von Peter Zerbe