Bevor Sie in ein Flugzeug steigen, prüfen Sie Ihren Pass und erforschen Sie Ihr Gewissen - sonst könnten Sie - zumindest auf dem Weg in die USA - böse Überraschungen erleben.
Eine Österreicherin, die in ihrer Jugend als Au-pair-Mädchen in den USA gearbeitet hatte, wurde auf dem Weg zu einem Kongress auf dem New Yorker Flughafen festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Sie war während ihrer Au-pair-Zeit über die Dauer des Visums hinaus im Land geblieben.
Die Anti-Terror-Datenerfassung hatte ergeben, dass sie vor zwölf Jahren die Aufenthaltsgenehmigung überzogen hatte.
"Hatte keine Rechte"
Die junge Frau, die anonym bleiben wollte, berichtete gegenüber dem ORF-"Weltjournal", wie man mit ihr umging: "Ich hatte keine Rechte. Ich durfte keine Fragen stellen. Es wurde nur im Imperativ mit mir gesprochen."
Die Österreicherin durfte in den ersten Stunden, in denen sie festgehalten wurde, nicht einmal die österreichische Botschaft oder ihre Familie, die in den USA lebt, anrufen. Erst nach drei Stunden wurde ihr ein Telefonat gewährt.
Dann erfolgte die Abführung in Handschellen durch den Flughafen und die Verlegung in ein Gefängnis. Dort verbrachte sie einen weiteren Tag und wurde verhört. Erst um 5.00 Uhr durfte sie sich schlafen legen.
Penible Überprüfungen
Im Kampf gegen den Terrorismus überprüfen die US-Einwanderungsbehörden Visumsübertretungen penibel. Auch etliche Journalisten, die kein Journalistenvisum hatten, wurden nicht in die USA gelassen.
Die Sicherheitsbehörden sammeln riesige Mengen an persönlichen Daten, verknüpfen sie untereinander und speichern sie bis zu dreieinhalb Jahre lang. So hofft man, Verdächtige rechtzeitig zu erkennen.
Hunderte Behörden haben Zugriff
Das Risiko dabei ist, dass durch Fehler oder Verwechslungen unbescholtene Bürger in das Umfeld des Terrorismus gerückt werden. Denn Hunderte verschiedene Behörden haben Zugriff - nur der Passagier selbst wird nicht davon informiert, was mit seinen Daten geschieht.
Aber auch die Europäer, die für ihre Bürger mehr Persönlichkeitsschutz fordern, sind dabei, noch ausgefeiltere Instrumente der Datenerfassung zu entwickeln.
Abkommen bis Ende Juli?
Bis Ende Juli müssen die EU und die Vereinigten Staaten zu einem Abkommen zum Transfer von Passagierdaten gelangen, sonst drohen die US-Behörden den europäischen Fluglinien mit dem Entzug der Landesrechte bzw. einer Strafe von 6.000 Dollar pro Passagier.
Seit 2004 werden persönliche Daten der Passagiere von den Fluglinien an die amerikanischen Sicherheitsbehörden übermittelt. Der Europäische Gerichtshof kippte das Abkommen letztes Jahr aus formalen Gründen. Er forderte mehr Datenschutz für EU-Bürger. Derzeit werden 34 Datensätze an den US-Geheimdienst weitergegeben, darunter Name, Adresse, Telefonnummer und Kreditkartennummer.
Daten 40 Jahre gespeichert
Jährlich fliegen elf Millionen Europäer in die USA. Ihre Daten werden offiziell dreieinhalb Jahre lang gespeichert. Durch Zufall erfuhren die Europäer vergangenen November, dass die Passagierdaten in den USA in ein anderes System überstellt werden: das "Automated Targeting System". Die Speicherdauer dieses Systems beträgt 40 Jahre.