Jedem steht es frei, bei empfundener Unterbezahlung den Job zu wechseln. Holt nicht immer die "böse Kapitalistenkeule" aus dem Sack.
Grundsätzlich erstmal vorne weg: Ich bin - wie schon mehrfach erwähnt - schon mein Leben lang als selbstständiger/ Freiberufler unterwegs und habe insofern immer meine Verträge/ Arbeitsbedingungen/ Honorare selbst ausgehandelt und bin prinzipiell der Meinung das viele Probleme der Arbeitswelt nicht existieren würden wenn es keine andere Art der Beschäftigung gäbe
Die Realität sieht aber leider anders aus - und mit "leider" meine ich etwas, was selbstbewusste Menschen wie Du und ich, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und Verantwortung dafür übernehmen oft schwer zu akzeptieren bereit sind bzw. aus ihrem eigenen Blickwinkel leicht übersehen: Es gibt sehr viele Menschen die sind aus den verschiedensten Gründen (die sich nicht so einfach beseitigen lassen) wie charakterliche, psychische, intellektuelle, Gründen der Bildung, des Selbstbewusstseins, des kulturellen Hintergrunds, der Erziehung oder was auch immer schlicht und ergreifend nicht in der Lage sich selbst und ohne Unterstützung (durch wen auch immer) darum zu kümmern oder dafür zu kämpfen eine angemessene Bezahlung für ihre Tätigkeit zu bekommen, die nötige soziale Anerkennung zu bekommen, ihre eigene Zukunftsplanung in die Hand zu nehmen usw.
Und für eben diese Leute sind Organisationen wie Gewerkschaften gut, welche Nachteile die auch sonst haben mögen. Und für diese Leute ist es gut und wichtig das es Tarifverträge gibt, das es gesetzliche Regelungen gibt, das es Kündigungsschutz gibt usw. usw. - alles Sachen die "starke" Menschen nicht unbedingt brauchen weil sie für sich selbst einstehen, kämpfen, entscheiden und planen können.
Letztlich macht es in meinen Augen auch die Qualität einer Gesellschaft, einer Gemeinschaft aus wie sie mit ihren Schwächsten umgeht und nicht nur wie sich ihre besten entfalten können. Auch wenn ich tendenziell einer bin der in diesem System immer nur geben muss und selten etwas nimmt mach es mich in gewisser Weise stolz und irgendwo auch glücklich hier in einer Gesellschaft zu leben in der das (bei allen Mängeln) zumindest besser funktioniert als in fast allen anderen Ländern dieser Erde. Und ich bin froh in der Lage zu sein das ich eher einer der Gebenden als einer der Nehmenden sein zu können und beschwere mich deshalb nicht über letztlich "banale Dinge" wie einen ausgefallenen Flug oder ein verpatzter Urlaub wenn es um (in meinen Augen) viel wichtigere Dinge wie soziale Gerechtigkeit und eine (zumindest ansatzweise) soziale Ausgewogenheit geht. Die ist in den letzen 2 Jahrzehnten (auch dank dem dicken Helmut, wesentlich aber auch durch Weltwirtschaftliche Entwicklungen) sowieso ziemlich unter die Räder gekommen und es wird mehr als dringend Zeit dass das Pendel mal wieder ein wenig in die andere Richtung im Sinne der sozialen Gerechtigkeit ausschlägt.
So, jetzt könnt ihr mich gerne wieder als Träumer, Gutmenschen oder Spinner einordnen
- aber ich bin nun mal kein Egoist, Darwinist oder was auch immer und ich finde das auch nicht besonders schlimm. Vielleicht liegt es bei mir am Alter - als ich erzogen wurde war Egoismus noch nichts Positives im Gegensatz dazu anderen zu helfen.....
Ich werde es sowieso nie begreifen warum jemand den Begriff "Gutmensch" quasi als Schimpfwort benutzt - dahinter muss wohl die Überlegung stehen das es unverständlich ist wenn jemand nicht immer zuerst an sich selbst denkt. In dem Sinne lasse ich mich gerne als "Gutmensch" bezeichnen und betrachte das eher als Auszeichnung statt als Beleidigung